Dienstag, 12. Mai 2009

Mit dem Willen kommt das Training, mit dem Training kommt der Wille - Workshop vom 10.05.2009

Beim letzten Workshop ist mir aufgefallen, dass die Disziplin als solche immer noch gerne missverstanden wird.
Dies sollte nicht weiter verwundern, sind doch die meistens Parkourinteressierten inspriert durch Youtube-Videos, die halsbrecherische und waghalsige Stunts zeigen, kombiniert mit Akrobatik und Flips.
Der Wunsch beim, meistens sehr jungen Publikum, ist dem zufolge Groß; eben diese Fähigkeiten zu besitzen. Sei es nun aus dem Grund, auf einer Stufe mit ihren Videospielhelden zu stehen oder einfach nur, weil es cool aussieht^^
Jedenfalls bieten dieses Videos meist nur wenig Einblicke in ein ernsthaftes Parkourtraining, was die reine Sampler- oder Show-reelnatur der meisten Mitschnitte schon nicht zulässt. Ganz davon abgesehen ist es auch fast unmöglich die ganze Bandbreite des Trainingsspektrum in ein Video zu zwingen.

Um wieder auf unseren Workshop zu sprechen zu kommen: Viele Kids kommen mit dem Gedanken zu uns, dass sie durch "Handauflegen" zu ofenfrischen Traceuren werden.

Allerdings sieht die Realität anders aus. Wahrheitsgetreu sind auch wir längst nicht in der Position allwissend zu vermitteln (siehe dazu die früheren Blogeinträge) , denn wir befinden uns genauso im Training, wie noch am ersten Tag und werden auch aller Voraussicht niemals damit stoppen. Gut so, denn nur mit steten Zielen ergibt sich auch ein Sinn.

Wenn wir also beim Warm-Up anstrengende Übungen praktizieren, soll dass nur ein Ziel verfolgen: Stärker im Geist und Körper zu werden.

Dabei kommt uns zunutzen, dass wir auf ein breites Angebot von bereits "entdeckten" Bewegungen und Methoden zurück greifen können.
So waren diese bei Entstehung der Disziplin noch nicht vorhanden und mussten erst von den Vorreitern, den ersten Yamakasi, entwickelt werden.
Im Zuge dessen spielt also auch ein gewisses Maß von Vermächtnis eine Rolle, wenn ich mich leichtfertig oder ohne weiters als "Traceur" bezeichne. Jedenfalls will ich damit keine Dogmatisierung oder Ikonisierung befürworten, sondern nur den Anstoß dafür geben, beim Training in sich zu gehen, und sich fragen: "Was will ich erreichen und was war vor mir?"

Natürlich haben wir alle unsere unterschiedlichen Grenzen und Einigen wird etwas leichter oder schwerer fallen als Anderen, aber wichtig ist nicht das bloße Nacheifern sondern das intuitive Verstehen. Wenn ich also merke, dass ich stärker in Diesem oder Jenem sein müsste, um meinen Zielen näher zu kommen, sollte ich keine Gelegenheit auslassen, eben darauf hin zutrainieren. Kann ich dabei dann nicht mit dem Tempo von Anderen mithalten, finde ich mein eigenes und kann mich somit effektiver stärken.

Doch wie macht man das den Kindern klar, die natürlich kein Hintergrundwissen über die Entstehung von Parkour etc. haben?!

Nun, ich denke in manchen Extremfällen, wie letzten Sonntag erlebt, bleibt da nur die Konfrontation mit der Entscheidung, ob sie die Grundlagen mittels unserer Methoden lernen wollen oder für sich trainieren.

Jedenfalls habe ich Verständnis dafür, dass man erst die "coolen Highdrops" machen möchte bevor man etwas scheinbar so banales wie Balancieren angeht, jedoch widerstrebt dies dem build-up Prinzip, dass wir uns als Vorbild gesetzt haben. Und auch wenn unsere Workshop sehr individuell und frei gestaltet sind, verpflichten wir uns gewissen Standarts, die nicht nur die Disziplin an sich ausmachen sondern auch rein logisch viel wirkungsvoller sind.

In erster Instanz muss also der Wille da sein, auch unpopuläre Maßnahmen zu trainieren, denn dann entsteht auch durch dieses Training der Wille, damit fortzufahren um seinen Zielen näher zukommen.

Letztendlich liegt es immer an der eigenen Willenskraft, ob man aufgibt oder weitermacht.
...oder wie ich gerne zu ermutigen pflege: "Kann ich nicht will ich nicht hören! Sondern lieber: Ich versuche es und ich kann es schaffen!"


MTW

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